Samstag, 13. Dezember 2014

Bis über beide Ohren verliebt

Es kam, was kommen musste: Ich habe mich unsterblich verliebt. Und zwar in einen flotten, jungen Spanier von der Straße mit langen roten Haaren. Mein Schwarm heißt Pumuckel (kurz Pumi), ist fünf Monate jung und gehört zu meiner rund 70-köpfigen Rasselbande, um die ich mich hier bei der Katzenauffang-Station in Estepona liebevoll kümmere.

Kleine Katzenkunde von A bis Z

Wer hier arbeitet, muss Katzen wirklich lieben. Und neben verdammt guten Nerven auch ein irre Namensgedächtnis haben ;-) Denn hier hat wirklich jedes Tier einen Namen! Nach fast zwei Wochen Aufenthalt kenne ich immerhin über die Hälfte.

Neben den unterschiedlichsten Namen gibt es hier wirklich Katzen in allen Formen und Farben: Von der bildhübschen, exotischen Savannah-Katzendame "Anni", über den pummeligen (pssst, das hört die stolze Besitzerin Cleo äußerst ungern) Britisch-Kurzhaar-Tiger "Fridolin" und den bedrohlich knurrenden goldfarbenen Bengalen-Kater "Yoko" bis hin zu "ganz normalen" Straßenkatzen wird hier wirklich jeder Samtpfoten-Liebhaber fündig. Neben den vielen Namen lerne ich übrigens auch einiges über die unterschiedlichen Rassen und die richtige Pflege - total interessant!

Wo kommen eigentlich all die Katzen her?

Wie kommt Cleo, die als deutsche Auswanderin die Katzenauffang-Station seit acht Jahren betreibt, zu all den Tieren? Zum einen klappert sie die überfüllten Tierheime sowie eine Katzen-Tötungsanlagen hier in der Region ab. Zum anderen bekommt sie immer wieder auch "Findelkinder" von Freunden und Bekannten aufs Auge gedrückt oder gabelt diese selbst von der Straße auf - teilweise in einem gesundheitlich sehr kritischen Zustand. Zusammen mit befreundeten Tierärzten peppelt sie die Tiere wieder auf, lässt sie kastrieren und sucht für ihre Schützlinge ein neues Zuhause in Deutschland.

Von den rund 70 Katzen sind gut 45 in der laufenden Vermittlung. Die restlichen sind ihre eigenen Tiere - viele davon ein "Überbleibsel" unvermittelbarer Katzen, weil zu alt, zu scheu, zu unscheinbar, chronisch krank...

Von positiven Überraschungen... 

Mein erster Eindruck war gemischt. Sehr positiv überrascht war ich davon, wie gut es es den Tieren hier geht! Unter einer Katzenauffang-Station hatte ich mir einen Haufen kläglich schreiender Katzen mit struppigem Fell vorgestellt, die einen aus engen Käfigen mit großen, traurigen Augen anschauen. Die Katzen, die mich hier bei meiner Ankunft begrüßt haben, waren aber das genaue Gegenteil!

Die meisten Tiere sind total verspielt und verschmust, haben glänzendes Fell und sind (wieder) sehr gut genährt - für meinen Geschmack meist sogar zu gut ;-) Sie leben zusammen in einem großräumigen Katzenhaus bzw. in kleineren Gehegen und sind mit weichen Kuscheldecken, allerlei Spielzeug, leckerem Premiumfutter und sogar Infrarot-Lampen und Heizstrahlern für die "kalten" Nächte bestens versorgt! Bei so vielen Tieren geht es außerdem verhältnismäßig friedlich zu! Das liegt vielleicht auch daran, dass sie sich vormittags richtig im weitläufigen Garten austoben dürfen. Gleichzeitig hat das auch den Vorteil, dass wir in Ruhe alles saubermachen können.

...und persönlichen Toleranzgrenzen

Wo allerdings sogar ich als riesen Katzenfan an meine persönliche Toleranzgrenze stoße, sind die 25 Katzen von Cleo, die sich Tag und Nacht im Wohnhaus aufhalten. Denn die sind wirklich überall anzutreffen: Auf der Couch, auf dem Ess- und Küchentisch, im Bad... Da bin ich wirklich froh, dass ich mir zusammen mit der anderen freiwilligen Helferin Stella aus Südkorea einen gemütlichen und katzenfreien Wohnwagen teile. Die tierische Omnipräsenz hat neulich sogar dazu geführt, dass ich mich kurzzeitig im Bad (zuvor hab ich noch den schlafenden Kater "Mumi" aus dem Waschbecken entfernt ;-)) eingeschlossen habe, um in Ruhe meine Salami schneiden zu können, ohne dass ständig irgendeine Naschkatze versucht, meinen Teller leer zu räubern.

Darüber hinaus hatte ich auch mit der Katzenmama Cleo zu Beginn etwas Startschwierigkeiten. Im Laufe der Jahre hat sie wohl einige Eigenheiten der Katzen angenommen und faucht ihre Mitmenschen immer wieder - und meist vollkommen unerwartet - an. Nach einem klärenden Gespräch haben wir aber jetzt eine ganz gute Basis gefunden. Im Grunde weiß ich, dass sie einen guten Kern und ein sehr großes Herz hat. Auch wenn sie das vielleicht nicht immer zeigen kann ;-)

Es gibt immer was zu tun - und zu lachen!

Eines kann ich euch sagen: Langeweile kommt hier nicht auf! Dazu gibt es hier wirklich zu viel zu tun. Nicht nur, dass jeden Tag alle Gehege gründlich geputzt und die Tiere versorgt werden müssen - ich versuche mir auch immer mindestens eine Stunde täglich Zeit zu nehmen, um jeder Katze eine kleine Streicheleinheit zu schenken. Was ich auch super spannend finde: Nach und nach die unterschiedlichen Charaktere der Tiere kennenzulernen und sie in ihrem Umgang miteinander zu beobachten. Da geht mir wirklich jedes Mal das Herz auf und ich amüsiere mich immer wieder köstlich! Vor allem am Gehege mit den kleinsten Kätzchen, in dem auch "mein" Pumi wohnt, kann ich nie einfach nur so vorbeilaufen ;-)

Darüber hinaus helfe ich zusätzlich mehrmals die Woche jeweils für 2-3 Stunden bei der befreundeten Tierärztin aus, gehe mit den Hunden spazieren und bin jetzt auch von Cleo zur offiziellen "Hasenmama" ernannt worden. Irgendwie scheine ich seit langem die erste Helferin zu sein, die sich auch eingehend mit diesen beiden Tieren beschäftigt. So haben "Hanni und Nanni" mittlerweile nicht nur ein glänzend gebürstetes Fell, sondern auch ein regenundurchlässiges Gehege, frisches Heu, sowie ein eigenes Klo samt selbstgebasteltem Unterschlupf :-)

Von Katzen die hoch hinaus wollen oder abheben

Dazu kommen noch spezielle Aktionen. So zum beispielsweise unser heutiges, waghalsiges Rettungsmannöver, bei der wir die verzweifelte Katze "Lilly" vom Dach geholt haben. Sie war vor einigen Tagen über einen Baum aufs Dach gehüpft und hat sich nicht mehr runter bewegt. Selbst Katzenfutter, das wir löffelweise als Lockmittel auf den Baum katapultiert haben, hatte nichts geholfen. Dafür hat die Hauswand jetzt eine neue Farbe - der hellbraune Ton nennt sich "Geflügel" ;-)

Außerdem durfte ich gleich in meinen ersten Tagen auch mit zum Flughafen nach Malaga, als wir vier Katzen und einen Hund samt Flugpatin Daniela nach Deutschland verabschiedet haben. Ich fand es echt interessant, mal den ganzen Prozess mitzuerleben. So habe ich unter anderem gelernt, dass die vermittelten Tiere nicht einfach so in den Flieger gepackt werden können, sondern immer noch einen mitreisenden Menschen als Flugpaten benötigen. Ich habe beschlossen, mich beim Heimflug aus einem Urlaubsland ab sofort auch immer unter www.flugpate.com als Flugpatin anzubieten. Denn für mich ist das kein wirklicher Mehraufwand und die Transportkosten übernimmt die Organisation - dafür verhelfe ich einem oder gleich mehreren Vierbeinern schneller zu einem neuen Zuhause. Vielleicht ist das ja auch was für den einen oder anderen von euch. Hier steht auch nochmals genau, was es mit der Flugpatenschaft auf sich hat.

Mein Alltagsluxus in Estepona

Abgesehen von meinen Kuscheleinheiten mit den Tieren, gibt es noch anderen Alltagsluxus, den ich sehr genieße. Zum einen ist es hier in Südspanien tagsüber immer noch angenehm warm, so dass ich bei rund 18 Grad in der Sonne auch mal nur im T-Shirt rumlaufen kann. Dafür kühlt es nachts relativ ab, so dass ich über die Heizung im Wohnwagen sehr froh bin. Zum anderen genieße ich es sehr, so nah am Meer zu sein. Von Cleos Finca brauche ich nur ca. 20 Minuten zu Fuß, einen Spaziergang den ich so oft ich kann unternehme, wenn ich nachmittags frei habe.

Zudem habe ich es mir zur Gewohnheit gemacht, die Sonnenauf- und untergänge so gut wie jeden Tag anzuschauen. So hab ich das Gefühl, den Tag auch wirklich miterlebt zu haben. Und trotzdem vergehen die Tage wie im Nu: Sonntag in einer Woche geht es dann schon für zwei Wochen über Weihnachten und Silvester nach Hause! So lange genieße ich jetzt aber noch meine Zeit mit den Katzen und das milde Klima Südspaniens in vollen Zügen.

...und ich überlege mir schon mal einen guten Schlachtplan, wie ich Tobi und meine Familie vielleicht für eine Adaption des kleinen Pumi begeistern kann ;-)

1 Kommentar:

  1. Lünny, Dein Herz für Tiere ist echt unglaublich großartig!!!! sicherlich sind Dir nicht nur die Katzen und Hunde überaus dankbar sondern besonders auch Hanni und Nanni!!! genieß die Zeit und bis BALD!!!
    besotes Ra

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