Dienstag, 4. November 2014

Grüßle vom Ende der Welt

Tobi und ich waren am Ende! Zumindest am westlichsten Ende Europas. Das sogenannte Cabo Fisterra, auch Finisterre genannt, wird hier in Galizien nämlich groß als das "Ende der Welt" gefeiert. Auch wenn das streng genommen gar nicht wirklich stimmt, weil einige Kilometer weiter nördlich eine Bucht noch etwas weiter in den Atlantik ragt ;-) Aber sei's drum, wir haben uns trotzdem sehr gefreut, einmal dort gewesen zu sein, wo viele Pilger ihren Jakobsweg endgültig abschließen. Neben herrlichen Ausblicken auf die Weite des Atlantiks und einen kleinen Rundgang um den Leuchtturm, gibt es allerdings auch nicht ganz so idyllische Eindrücke: So finden sich mehrere verkohlte Stellen zwischen den Meeresfelsen mit verschmorten Überresten von Wanderrucksäcken. Fand ich für meinen Geschmack einen ziemlich traurigen Anblick, aber ich konnte auch noch nie verstehen, wie manche Leute am Ende eines Musikfestivals ihr Zelt einfach so in Brand setzen...

Spätsommer-Feeling in Asturien

Was ist sonst noch so passiert? Immerhin ist schon wieder fast eine Woche seit meinem letzten Blogbeitrag ins Land gezogen. Nun, Spaniens Spätsommer hat sich während unseres Aufenthalts in Gijon nochmals von seiner schönsten Seite gezeigt. Statt Postkarten haben wir deshalb ein paar Sonnenstrahlen in Richtung Heimat geschickt und wie ich gehört habe, sind die auch bei euch angekommen :-)

Wir haben das schöne Wetter genutzt, um Gijon mit unseren Leihfahrrädern zu erkunden. Dabei wurde mir ein besonders hübsches Exemplar in meiner Lieblingsfarbe quietschrosa zugeteilt. Zwar ohne Gangschaltung und mit kaputter Klingel, dafür hat mein Gepäckträger aber so laut gescheppert, dass ich eh nicht zu überhören war ;-) Damit sind wir dann die Standpromenade entlang geradelt, haben irgendwann angehalten und sind dann noch eine Weile barfuß am Meer entlang gelaufen. Auch wenn der Atlantik schon relativ frisch war - es war einfach ein schönes Gefühl, Ende Oktober noch einen Hauch von Strand-Feeling genießen zu dürfen.

Ein Hoch auf Spaniens Öffis

In meinem letzten Beitrag ist es ja schon kurz angeklungen - reisen mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist in Spanien nicht nur vergleichsweise günstig, sondern auch total unkompliziert und bequem. Und das sowohl mit der Bahn und dem Fernbus als auch mit den lokalen und regionalen Bussen. So sind wir am Freitagmorgen vor unserer Weiterreise nach A Coruña noch mit dem Bus ins 25 km nördlich gelegene Fischerdorf Luanco getingelt und konnten auch ohne Mietwagen noch das ländliche Flair der Region und sagenhafte Ausblicke auf die Küstenlandschaft auskosten. Aber selbst auf den längeren Fahrten im ALSA-Reisebus (das ist die zentrale Busfahrt-Gesellschaft in Spanien) wird es nicht langweilig. Die modernen Reisebusse bieten meist Unterhaltungsprogramm (Filme oder Musik), aber auch durch das Beobachten der vorbeiziehenden Landschaft, ein Nickerchen oder das Schreiben eines neuen Blogbeitrags vergeht die Zeit wie im Flug.

Großes Herz für verpeilte Reisende

Ein dickes Plus gibt's auch noch für die Busfahrer. Zumindest haben wir am Sonntagmorgen in A Coruña ein besonders nettes Exemplar erwischt. Denn als Tobi und ich noch etwas verschlafen an der vermeintlichen Bushaltestelle standen und unser gewünschter Bus zum Bahnhof einfach an uns vorbeirauschte, hielt gleichzeitig ein anderer Busfahrer für uns an. Hektisch fuchtelnd forderte er uns zum Einsteigen auf, denn der Platz an dem wir standen war wohl gar keine Haltestelle und er fuhr auch nicht zum Bahnhof, sondern zum Flughafen. Aber noch blieben einige Haltestellen gemeinsame Wegstrecke und unser hoch motivierter Busfahrer startete eine wilde Verfolgungsjagd durch die Innenstadt mit überhöhter Geschwindigkeit, wildem Hupen und Lichtsignalen, um unseren eigentlichen Bus an der nächstmöglichen Haltestelle zum Warten zu bewegen. Und tatsächlich - es hat geklappt und wir haben unseren Anschlussbus nach Finisterre noch überpünktlich erreicht :-)

A Coruña mit Insidertipps

Bei unserer Ankunft in A Coruña wurden wir zunächst von einem alten Bekannten aus Galizien begrüßt: vom Regen. Denn diese Region Spaniens ist wohl auch die regenreichste, weshalb man Galiziern auch nachsagt, dass sie bereits mit einem Regenschirm unter dem Arm auf die Welt kommen.

Doch schon am nächsten Morgen war es wieder besser und wir haben uns mit Maruxa (galizisch für "Maria") zum Frühstücken getroffen. Maruxa selbst wohnt in A Coruña; der Kontakt kam über meine Freundin Rabea zustande (danke nochmals an der Stelle!), die im Sommer zwei Wochen als Aupair bei Maruxa und ihrer kleinen Familie verbracht hat. Da Maruxa durch ihr Auslandssemester in Bayern sehr gut deutsch spricht (was ziemlich ungewöhnlich für Spanier ist, die meist auch kaum englisch sprechen), war die Konversion zu dritt sehr einfach und total spannend! Denn Maruxa hat uns nicht nur wertvolle Sightseeing- und Restaurant-Tipps gegeben - von ihr haben wir beispielsweise auch mehr über die Eigenheiten des Gallego (der galizischen Sprache, die dem Portugiesischen sehr ähnelt), der herausfordernden Situation für Mütter und Familien im Allgemeinen und einen Einblick in die politische Lage erhalten.

Ihre Tipps haben wir uns dann am Nachmittag zu Herzen genommen und unter anderem einen ausgedehnten
Spaziergang zum über 2000 Jahre alten Leuchtturm, dem Torre de Heruculés, unternommen. Und abends waren wir noch lecker Fisch essen, zusammen mit Jito und seiner Freundin Luz, mit dem ich auch im April ein paar Tage gemeinsam gepilgert bin. Ein wirklich schöner, aber auch herausfordernder Abend, weil ich unsere Unterhaltung für Tobi ins Deutsche und umgekehrt wieder für Jito und Luz ins Spanische übersetzt habe. Auf jeden Fall eine gute Übung :-)

Schleusen auf in Santiago de Compostela

Im Anschluss an unseren Tagesausflug zum Cabo Fisterra ging's dann am Sonntagabend direkt weiter nach Santiago de Compostela - natürlich wie immer mit dem Bus :-) Hier hatten wir eine total schöne Unterkunft in der Innenstadt gebucht und uns angesichts des Dauer-Platzregens am nächsten Morgen spontan dazu entschieden, nochmals eine weitere Nacht dranzuhängen und einen gemütlichen Chiller-Tag in Santiago einzulegen. So hatten wir auch noch Gelegenheit, uns mit Carmen (die Freundin von Eusebia, die ich im April bei meiner Durchreise durch Santander kennengelernt habe) auf einen Tee in der Innenstadt zu treffen. Mit einigen Erkenntnissen (z.B. dass es in Santiago de Compostela an rund 165 Tagen im Jahr regnet und wir daher nicht wirklich Pech hatten) und Sightseeing-Tipps haben wir noch ein bisschen die Stadt erkundet und so unter anderem auch in der berühmten Pilger-Kathedrale kurz vorbeigeschaut. Mein persönliches Highlight an dem Gebäude war jedoch der "Pilgerschatten", dem wir nach dem Abendessen noch einen kleinen Besuch abgestattet haben: Denn an einer Seite der Kirchenmauer steht eine kleine, unscheinbare Säule, die allerdings bei Nacht im Schein der nahestehenden Straßenlaterne einen Schatten an die Fassade wirft, die einem Pilger mit Stock und Hut verblüffend ähnlich sieht!

Hasta luego, España!

Jetzt heißt es für uns aber erst mal Abschied nehmen von Spanien, unser nächster Halt ist heute Nachmittag Porto und morgen oder übermorgen dann Lissabon. Von dort aus geht es dann für Tobi am Sonntag wieder zurück nach Stuttgart und für mich nach Extremadura. Dort helfe ich einem älteren spanischen Ehepaar bis Ende November bei der Garten- und Feldarbeit. Mehr Details erfahrt ihr dann, wenn ich dort bin.

Jetzt genieße ich aber erst mal noch die verbleibenden Tage mit Tobi und freue mich darauf, Portugal näher kennen zu lernen. Hier war ich im Vergleich zu Spanien nämlich noch nie :-)

3 Kommentare:

  1. Super, liebe Aline, es findet sich immer alles, und Du hast eine gute Übung in Deinen Zielen :-)! Viel Freude und Spaß in Portugal, bin schon gespannt auf Deinen nächsten Bericht! Liebe Grüße, Anja

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    1. Liebe Anja, vielen Dank für deinen Kommentar und die guten Wünsche. Und ja, üben kann ich hier wirklich jede Menge und manchmal kann ich mein Glück kaum fassen, dass am Ende irgendwie doch bislang immer alles geklappt hat... Ich hoffe, dir geht's gut und ich sende dir ganz herzliche Grüße aus Porto!

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  2. Liebste Aline,

    das hat sich wieder so wunderbar gelesen, so läßt sich die Woche doch gut starten!! :D

    Am allerbesten neben allem, was sich wunderschön liest, hat mich persönlich das Engagement und die Menschenliebe dieses Busfahrers berührt, aber vielleicht auch, weil ich ein ähnliches Erlebnis hatte: Als ich damals mit 19 zum Vorstellungsgespräch für meine Ausbildung in den falschen Bus eingestiegen war und irgendwann blickte, dass es irgendwie doch viel zu lang dauerte, bis zu meiner Haltestelle..... Mittlerweile allein im Bus fragte ich den Fahrer, wann denn die xy-Haltestelle kam, da meinte er, oh, ganz falsche Richtung...
    Mein panischer Blick muss Bände gesprochen haben und das Herz dieses guten Mannes berührt haben, der nämlich auch einen Sohn in meinem Alter hatte, der ebenfalls auf Ausbildungsplatzsuche war. Das war damals schon nicht so einfach, und zum Vorstellungsgespräch zu spät zu kommen, war gleichzusetzen mit "Chance verpasst".

    Also fuhr der Gutste, der nach genau dieser Fahrt Feierabend hatte, anstatt ins Depot doch tatsächlich für mich quer durch die Stadt zu einer Haltestelle, von der ich dort den richtigen Bus dann nehmen konnte. Und ich hatte es nur durch ihn und seine Hilfe noch pünktlich zum Vorstellungsgespräch geschafft gehabt!!

    An diesen Mann und diese Aktion werd ich mich mein ganzes Leben lang dankbar erinnern.

    Vielleicht hat mir deshalb Deine Busfahrergeschichte so gut gefallen, Busfahrer sind megacool!!! :D

    Und der Schatten des Wanderers, da bin ich Dir auch sehr dankbar für das Bild, das ist ja großartig!!!

    Genauso viel Spaß in Portugal wie in Nord-Spanien wünsche ich Dir an der Stelle, noch ne gute Zeit mit Deinem Schatz und schönen Urlaub, bevor s an die harte Feldarbeit geht!!

    Herzliche Grüße aus Deutschland
    Sylvia

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